Millionen von Frauen haben sexuelle Gewalt erleben müssen. Die Folgen sind gravierend – es kommt zu einer massiven Traumatisierung, das Selbstwertgefühl leidet, die betroffenen Frauen verlieren den Glauben an sich selbst, häufig entwickeln sie Depressionen und Angststörungen. Shobha Sünkel hilft diesen Frauen. Sie ist Expertin für sexuellen Missbrauch an Frauen und Mädchen. Seit über 15 Jahren arbeitet sie als Therapeutin und Coach. Und: Shobha Sünkel weiß, wovon sie redet. Sie hat selber sexuelle Gewalt erfahren müssen, wäre an diesen traumatischen Erfahrungen fast zerbrochen, denn zunächst wirkte keine Therapie. Im Jahr 2000 stieß Shobha Sünkel dann auf die damals noch neuen und innovativen Methoden der Energetischen Psychologie. Dazu gehören auch die Emotional Freedom Techniques. Durch diese hat Shobha Sünkel zum ersten Mal psychische und seelische Entlastung erfahren. Heute arbeitet sie sehr erfolgreich mit einer Weiterentwicklung dieser aus Australien stammenden Technik. So hat Shobha Sünkel schon vielen Opfern von Gewalt geholfen, ins Leben zurück zu finden. Was es mit den Emotional Freedom Techniques genau auf sich hat, wie ein sexuelles Trauma aufgelöst werden kann und wie sie den betroffenen Frauen im Detail hilft – davon berichtet Shobha Sünkel in dem folgenden, sehr umfangreichen und ausführlichen Gespräch.
Sie arbeiten als Coach und Therapeutin mit Frauen, die durch sexuellen Missbrauch traumatisiert sind. Wie sieht Ihre Arbeit hier im Detail aus?
„Zunächst einmal schaue ich, was in der Vergangenheit der Frau passiert ist – handelt es sich um ein Ersttrauma oder gab es schon früher traumatische Erfahrungen? Sei es sexuelle Gewalt oder auch andersartige Traumata. Eine traumatisierte Frau ist in einer ständigen emotionalen und körperlichen Anspannung, mal mehr oder weniger bewusst, egal wie lange das Trauma her ist. Ihr ganzes System ist einer dauerhaften Überflutung von Stresshormonen ausgesetzt. Deshalb starten wir immer mit dem schlimmsten Trauma und nehmen dort die Stressspitze heraus. Dies mache ich mit einer besonderen Kombination aus den Emotional Freedom Techniques (EFT) und dem neurolinguistischen Programmieren (NLP).
Mein Ansatz ist sehr sanft, sodass meine Klientin keine Angst haben muss, sich in dieser schlimmen Erfahrung zu verlieren. Sie behält dabei komplett die Kontrolle über das, was passiert. Die Betroffene erlebt direkt während der Sitzung sofortige Erleichterung und Linderung, sie baut eine innerliche Distanz zu ihrer schlimmen Erfahrung auf und ist ihr damit nicht mehr ausgeliefert.
Oft sagen meine Klientinnen dann: „Unglaublich, ich verstehe zwar nicht, was gerade passiert ist. Aber meine Erfahrung interessiert mich nicht mehr, sie ist jetzt ganz weit weg!“
Sie fragen mich dann: „Kann das denn wirklich so sein?“ Und ich antworte: „Ja, genau das! Es wird Sie nie wieder so stressen, wie vor dieser Sitzung.“
Ganz häufig ist das Ergebnis dieser Herangehensweise, dass sich die Frauen sehr schnell sehr viel besser fühlen, sie finden sich in ihrem Alltag besser zurecht, können wieder schlafen und zur Ruhe kommen. Sie haben wieder Ressourcen übrig, um dann an den anderen emotionalen Verletzungen und negativen Glaubenssätzen, die oft aus dem Trauma heraus entstanden sind, zu arbeiten. Dies geschieht immer in enger Zusammenarbeit mit mir, ich begleite und betreue die Frauen auf ihrem Weg. Durch meine Begleitung erreichen die Frauen dann in der Folge ganz erstaunliche Ergebnisse. Sie lassen das Trauma komplett hinter sich. Ich bin das beste Beispiel. Das, was ich erlebt habe, belastet mich nicht mehr. Es spielt keine Rolle mehr in meinem Leben. Frauen schauen wieder nach vorne, nehmen wieder am Leben teil, entwickeln positive Glaubenssätze wie „ich bin wertvoll“, manche finden tolle Hobbys, andere verwirklichen sich doch noch beruflich, so wie ich.“
Wie lange dauert eine solche Therapie?
„Natürlich kann man das nicht einheitlich sagen, das hängt davon ab, was die einzelne Frau erlebt hat und auch was sie alles bearbeiten will. Aber ich habe ein Programm entwickelt, mit dem sich Frauen schon innerhalb weniger Wochen komplett verwandeln.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich anders als die meisten Therapeuten arbeite. Ich brauche nicht – wie in der klassischen Traumatherapie üblich – vor Beginn meiner eigentlichen Arbeit am Trauma langwierige Sicherung- oder Stabilisierungsübungen zu machen. Das ist eine sehr, sehr große Entlastung für die traumatisierten Frauen und Mädchen, denn wir fangen sofort an, etwas zu verändern. Dazu gehört natürlich auch, dass ich meinen Klientinnen Sicherheit und Stabilität vermittle, so dass sie sich schon in dieser ersten, sehr wichtigen Sitzung öffnen können.
Was mir noch wichtig ist, den betroffenen Frauen zu vermitteln: Mittlerweile gehen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse davon aus, dass sich ein Trauma nicht allein mit Sprache auflösen lässt. Der Körper muss mit einbezogen werden, um die Folgen wirklich aufzulösen und mit den einschneidenden Erfahrungen wirklich abschließen zu können. Genau das mache ich.“
Was geht in den betroffenen Frauen vor?
„Eine traumatisierte Frau befindet sich eigentlich permanent im Stress, oft auch unbewusst, viele leiden unter Schlafstörungen und Alpträumen. Sie trauen sich häufig nicht, einzuschlafen, weil dann die Bilder wieder hochkommen. Hinzu kommt das ständige Grübeln, die sich im Kreis drehenden Gedanken. Manche entwickeln chronischen Schmerzen. Fast alle sind geplagt von Scham- und Schuldgefühlen, sie geben sich selber die Schuld an dem, was passiert ist. Bei manchen Frauen tritt nur ein Symptom auf, bei anderen treten gleich mehrere auf.
Durch meine Behandlung werden die negativen Gedanken durchbrochen und verändert. Wir schauen gemeinsam, welche Glaubenssätze aus den Erfahrungen heraus entstanden sind, welche Gedanken sie über sich selbst haben. Und diese bearbeite ich dann gemeinsam mit meiner Klientin. Wir schaffen neue, bessere und vor allem hilfreiche Glaubenssätze, um ihren Selbstwert zu unterstützen, ihr Selbstbewusstsein aufzubauen und ihre Selbstliebe zu stärken – Glaubenssätze wie zum Beispiel: Ich weiß, ich bin ein wertvoller Mensch und ich bin gut so wie ich bin.“
Was genau sind das für Übungen?
„Alles, was mir selbst geholfen und sich auch bei meinen Klientinnen bewährt hat, gebe ich nun gebündelt weiter. Darunter sind zum Beispiel bestimmte Übungen aus der energetischen Psychologie und der imaginativen Traumatherapie. Ich gebe nur weiter, was bei mir und bei meinen Klientinnen langfristig funktioniert und dauerhaften Erfolg erzielt hat.“
Was ist noch Bestandteil Ihrer Therapie?
„Bei mir lernen die betroffenen Frauen, wieder Kontrolle über ihre Gefühle zu erlangen. Ihre verletzten Anteile werden stabilisiert und Sie erfahren Sicherheit. Dieses Vorgehen ist immens wichtig für den Heilungsprozess. Sie kommen schrittweise wieder in ihre innere Kraft.“
Was genau verstehen wir denn überhaupt unter sexueller Gewalt?
„Die sexuelle Gewalt beschreibt Handlungen, die einen sexuellen Bezug haben, ohne dass die Frau eine Einwilligung dazu gegeben hat. Sie umfasst sexuelle Nötigung, Missbrauch bis hin zur Vergewaltigung. Auch wenn immer noch häufig sexuelle Nötigung verharmlost wird, können die Folgen genau so gravierend sein wie bei anderen Formen sexueller Gewalt.
Ein Beispiel meiner traumatisierenden Erfahrungen war, als ich als Teenager tagsüber auf einer stark befahrenen Straße unterwegs war. Ich fühlte mich sehr weiblich, meine Hormone standen in voller Blüte. Ein Mann kam mir entgegen und plötzlich griff er mir beim Vorbeigehen in den Schritt. Die Folgen waren für mich fatal. Denn aus dieser Erfahrung heraus habe ich den falschen Schluss gezogen, dass es gefährlich ist, sich als Frau zu fühlen und sich als Frau zu zeigen. Also habe ich angefangen, meinen Körper zu verstecken. Ich habe mich geschämt, war in einer innerlichen Schockstarre. Ich fühlte mich ausgeliefert, alleine und hilflos. Ich dachte, ich habe etwas falsch gemacht und dass ich mit niemanden darüber sprechen darf. Also habe ich geschwiegen. “
Viele Opfer von sexueller Gewalt sind traumatisiert. Wie äußert sich ein solches Trauma?
„Ein Trauma beschreibt eine überwältigende, oft lebensbedrohliche Situation, die die Verarbeitungsleistung des Gehirns stark überfordert. Das Opfer fühlt sich und ist hilflos, ohnmächtig, ausgeliefert und jeglicher Kontrolle über das Geschehen beraubt. Manchmal erstarrt das Opfer, das Sprachzentrum wird blockiert, man kann nicht mehr schreien, um Hilfe rufen. Manche beschreiben es auch so, dass sie sich währenddessen von außen sahen, während es passierte. Manche versuchen noch zu kämpfen oder zu flüchten, je nachdem was das Gehirn gerade noch zulässt.
Bei mir war es so: Als der Mann mich angegriffen hatte, ist er danach mit einem Grinsen weitergegangen und ich selber war wie erstarrt, meine Füße wie festgewachsen am Boden. Ich hatte keine Worte, ich konnte nichts machen, mein Herz fing an zu rasen, ich begann zu schwitzen und wurde knallrot im Gesicht, mir wurde übel, ich hätte mich auf der Stelle übergeben können. Das sind nur einige der körperlichen Reaktionen, die unmittelbar im Zusammenhang mit sexueller Nötigung auftreten können, das ist ja von Frau zu Frau unterschiedlich.“
Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
„Eine PTBS wird bei der Klassifizierung psychischer Störungen (gemäß ICD10) definiert als eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die sich entwickeln kann, wenn ein Mensch einem traumatischen Ereignis ausgesetzt gewesen ist, das die individuellen Fähigkeiten zur Bewältigung dessen übersteigt. Es gibt eine Reihe von Symptomen, die aber nicht alle auftreten müssen.
Zum Beispiel: Meine PTBS äußerte sich in jahrelangen Alpträumen, ich habe bis zur Auflösung der PTBS einen bestimmten Ort gemieden, hatte zu manchen Teilen meines Körpers keinen Bezug, die belastenden Erinnerungen konnte ich nicht kontrollieren, meine Überzeugungen über mich selbst und Erwartungen an andere waren negativ, von Misstrauen und Angst geprägt. Ich war ein Bündel unterdrückter Wut, Hass und Scham. Wenn ich dann explodierte, dann war das immer selbstschädigend.“
Was können Betroffene nach einer solchen Tat also tun?
„Ganz wichtig ist es, sich jemanden anzuvertrauen. Vielleicht geht das nicht sofort nach der Tat, denn häufig ist das Sprachzentrum betroffen und es lassen sich keine Worte für das Geschehene finden. Wenn man jemanden hat, der zuhört, der Trost spendet, der einem glaubt – dann ist die Chance sehr groß, dass man keine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Aber wenn diese soziale Unterstützung fehlt und die Betroffenen sich nicht trauen, über das Geschehen zu sprechen, weil sie Angst haben, man würde ihnen nicht glauben oder aber ihnen die Schuld geben – dann entwickeln diese Frauen in den meisten Fällen eine posttraumatische Belastungsstörung. Diese kann auch wieder sehr unterschiedlich ausgeprägt sein: Eine Frau hat immerzu Alpträume, eine andere entwickelt eine Angststörung. Viele sind extrem schreckhaft, sind überwachsam, scannen ständig die Umgebung. Aber auch Wut und Hass können sich entwickeln. Selbstanschuldigungen sind ebenfalls nicht selten: Warum habe ich nicht besser aufgepasst, warum bin ich ausgerechnet diesen Weg gegangen, warum war ich nicht klüger, warum hatte ich diese Klamotten an, warum habe ich etwas getrunken? Viele meiner Klientinnen sind in eine Depression abgerutscht, konnten nicht mehr lachen, fühlten sich leer und hilflos, sahen keinen Sinn mehr in ihrem Leben.“
Was ist noch typisch für ein Trauma?
„Viele Frauen werden misstrauisch – misstrauisch gegenüber ihrem Partner, gegenüber anderen Menschen. Manche explodieren in ihrer Wut, werden aggressiv gegenüber anderen oder auch sich selbst. Sie fangen an, sich zu ritzen, weil der innere Druck so groß ist, oder konsumieren Alkohol und Drogen, um etwas Entlastung zu finden, um dieser Überschwemmung an Stress und Emotionen, dieser permanenten Belastung zu entkommen.“
Sie haben eben schon selber über ihre eigenen sexuelle Gewalterfahrungen berichtet. Möchten Sie dem noch etwas hinzuzufügen?
„Bis zum vergangenen Jahr habe ich über das, was mir passiert ist, geschwiegen – obwohl ich Therapeutin bin. Manchmal habe ich in einer Therapiesitzung dann auch von mir erzählt und das hat meinen Klientinnen immer sehr geholfen. 2020 habe ich mich dazu entschlossen, mich zu outen. Ich habe nicht nur sexuelle Übergriffe und Gewalt erfahren, mir ist in dieser Hinsicht nichts fremd, mir ist sowohl physische als auch psychische Gewalt widerfahren, ich wurde emotional missbraucht und vernachlässigt, bis von mir nichts mehr übrig war. Ich wusste nicht mehr, wer ich bin oder was ich kann oder was mich als Menschen ausmacht oder was ich eigentlich in meinem Leben will. Ich hatte keinen eigenen Willen mehr, sondern ich war wie ein dressierter Roboter, der sich immer nur anderen angepasst hat. Ich habe mich nicht mehr getraut, etwas nach außen hin zu zeigen, habe meine Emotionen weitestgehend unterdrückt oder wusste meistens überhaupt nicht mehr, was ich überhaupt fühle.“
Haben Sie einfach nur noch funktioniert?
„Ja, und über Jahrzehnte hinweg war mein zweiter Vorname Traurigkeit. Ich habe funktioniert und durch all diese negativen Erfahrungen konnte ich meine Qualitäten, meine Fähigkeiten nicht leben. Ich hatte immer Angst vor Männern. Ich bin zwar in Beziehungen reingegangen, aber nicht aus Liebe. Ich habe mich die ganze Zeit über nicht beziehungsfähig gefühlt. Und ich war sehr hart zu mir selber. Auch sexuell konnte ich mich überhaupt nicht öffnen. Ich war immer verkrampft, war nicht offen. Ich gehörte zu denen, die super darin waren, ihren Orgasmus vorzutäuschen. Und ich konnte nicht sagen, was sich im Bett gut für mich anfühlt, was mir gefällt. Ich habe immer nur dafür gesorgt, dass es dem Mann gut geht und dass er sich toll fühlt. Hinzu kam meine wahnsinnige Angst vor Autoritäten. Diese Angst hat sich dann natürlich auch in beruflicher Hinsicht geäußert. Ich habe also immer versucht, selbstständig zu arbeiten, habe Jobs gemacht, in denen ich alleine arbeiten konnte, denn ich hätte es nicht aushalten können, in einem Angestelltenverhältnis zu sein, in dem mein Chef nebenan sitzt. Ja, ich habe funktioniert. Daraus hat sich auch eine chronische, körperliche Krankheit entwickelt. Gegipfelt ist das Ganze dann in einem Suizidversuch.“
Im Jahr 2000 sind Sie nach langer Recherche auf die Emotional Freedom Techniques gestoßen, eine Methode, die Ihnen geholfen hat, Ihr eigenes Trauma zu überwinden. Können Sie die Wirkungsweise dieser Methode einmal näher erläutern?
„Alle Therapien und Ausbildungen, die ich gemacht hatte, konnten mir nicht helfen. Wie stark traumatisiert ich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich gewesen bin, war mir zunächst gar nicht bewusst. Heute weiß ich, dass ich vielfach traumatisiert war. Ich hatte schon als Kind psychische und physische Gewalt und emotionale Vernachlässigung erfahren, also eine große Bandbreite an seelischen und körperlichen Verletzungen. Ich lernte viele Methoden in der Hoffnung, dass sie mir helfen können. Dann kam zum Glück die Emotional Freedom Techniques in mein Leben. Das ist eine Technik aus dem Feld der energetischen Psychologie, die – um es ganz einfach auszudrücken, bestimmte Meridian-Punkte klopft, während man das Problem verbal thematisiert. Dabei wird das Stresssystem nach unten gefahren. Die Stresshormone und das autonome Nervensystem harmonisieren sich wieder. Das Ganze führt zu einer körperlichen und emotionalen Entlastung und einer Änderung der Einstellung zu dem behandelten Problem.
Durch diese Technik erlebte ich erstmals selbst, was für großartige, dauerhafte Effekte die Technik hat. Ich wusste sofort, dass ich hier die Lösung für mich und meine Klientinnen gefunden hatte. Egal, wie schlimm etwas ist, egal, wie lange es her ist, mit dem richtigem Umgang der Techniken triggert das Problem immer weniger und weniger, bis es einen selbst schließlich überhaupt nicht mehr interessiert. Man braucht keine Energie mehr daran zu verschwenden, die dann wieder für andere Dinge zur Verfügung steht. Man wird stabiler, optimistischer und man kann wieder nach vorne schauen. Auch körperliche Symptome wie Schmerzen werden weniger oder hören ganz auf. Und wenn etwas aufgelöst ist, dann bleibt es aufgelöst, es kommt nicht wieder zurück. Dies kann ich mit meinen über 15 Jahren Erfahrung bestätigen.
Wie ging es dann weiter?
2016 erlernte ich eine neue Methode, die damals erstmalig in Deutschland vorgestellt wurde. Das war, was ich noch brauchte und wonach ich gesucht hatte! Ab da wurde meine Trauma-Arbeit mit meinen Klientinnen um so vieles leichter. Diese neue und hierzulande noch sehr unbekannte Methode ist eine neuartige Kombination aus EFT und NLP. Das Besondere hierbei: Ich arbeite meistens bereits in der Sitzung direkt am Trauma und die Traumatisierte erfährt bereits während der Behandlung eine intensive Stressreduktion. Dadurch wird Behandlungszeit für die Betroffene noch mehr verkürzt.
Rückmeldungen ein paar Tage nach der Sitzung sind dann zum Beispiel: „Ich habe das kleine Mädchen, das so blöd war mit dem Nachbarsjungen mitzugehen, immer gehasst. Jetzt bin ich voller Mitgefühl und Liebe für das kleine Mädchen, das ich mal war.“ Oder: „Ich versuche jetzt mal ganz intensiv die gleiche Angst zu spüren, wie vor unserer Sitzung, wenn ich an das Erlebnis dachte: es geht nicht mehr, meine Brust ist frei, meine Muskeln bleiben entspannt. Ich schlafe zum ersten Mal seit Jahren durch… Wie kann das sein?? Hält das an? Bilde ich mir das nur ein? Ich habe schon so viele Jahre Therapie gemacht, so was habe ich noch nie erlebt…“
Ja, all das hält an und bleibt – auch bei anderen Arten von Traumatisierungen wie sie beispielsweise Folteropfer, Flüchtlinge, Tsunamiopfer und Kriegsveteranen erleben.
Was sind weitere positive Effekte dieser neuen Methode?
„Mit dieser Technik kommt es zu keiner Retraumatisierung, wie es vielleicht bei oder nach anderen Verfahren passieren kann, das heißt, dass die Frauen das traumatische Ereignis wieder „erleben“.
Ein weiterer positiver Effekt ist, dass ich diese Methode vorbeugend anwenden kann, damit die Frau nicht in eine PTBS rutscht.
Üblicherweise läuft es so ab: Frau geht nach Trauma zum Arzt, Arzt verweist auf Therapie, Frau wartet auf Genehmigung der Kostenübernahme bei Krankenkasse, Frau sucht nach geeignetem Therapeuten, den die Krankenkasse bezahlt, Therapeut hat keine Zeit, Eintrag in Warteliste bis Therapieplatz frei (im Schnitt mehrere Monate) und Frau rutscht in eine PTBS. Eine Sitzung mit meiner Methode vorab reicht aber meist schon aus, um dies aufzufangen. Später könnten dann in der Therapie die restlichen Belastungen aufgearbeitet werden. Ich schließe also mit der Anwendung dieser Methode eine kostenintensive Versorgungslücke im Sozialsystem. Frauen und Mädchen erholen sich schneller von einer Horrorerfahrung und finden schneller zurück in ihren Alltag. Je schneller ein Trauma mit meiner Methode behandelt wird, desto weniger wahrscheinlich entwickelt die Betroffene eine PTBS.
Wichtig ist auch: Die Methode kann nicht nur für akute, sondern auch für frühere Traumata angewendet werden, egal, wie lange sie her sind und wie schlimm sie waren.“
Viele der betroffenen Frauen haben ein sehr geringes Selbstbewusstsein und ein gestörtes Selbstbild. Wie setzt Ihre Therapie hier an?
„Daran arbeite ich mit meinem Coaching-Programm, das ich für verletzte Frauen und Mädchen entwickelt habe. Es ist ja nicht nur das Selbstwertgefühl, das angeknackst ist. Auch das Selbstbewusstsein, das Selbstbild und die Selbstliebe leiden. Also bauen wir das Schritt für Schritt wieder auf. Frauen lernen, wie sie ihre Gedanken und Gefühle ändern können. Gemeinsam bringen wir ihre verletzten inneren Anteile in Sicherheit und sie lernen bei akutem Stress diesen zu reduzieren und zu kontrollieren. Und es funktioniert! Das ist das wirklich Tolle an diesem Therapieansatz. Die Frau erfährt es, sie spürt es – im Körper, in den Gefühlen, in den Gedanken. All diese Veränderungen sind wahrnehmbar. Für viele Frauen ist dies wie ein Befreiungsschlag.
In der klassischen Therapie wird einem ja häufig beigebracht, dass man lernen muss, mit den Symptomen zu leben – das ist meiner Meinung nach nicht richtig! Ich weiß es selber ja am besten, denn ich habe die Erfahrung gemacht, was man alles verändern kann. Ich war ein Häufchen Elend, das nichts wusste und nichts konnte, das sich nichts mehr zugetraut hat und keinen Glauben an sich selber hatte. Doch dies habe ich hinter mir gelassen und jetzt bin ich eine selbstbewusste Frau, die anderen Frauen hilft. Ich habe den Großteil meines eigenen Heilungsprozesses den Methoden der Energetischen Psychologie zu verdanken und konnte mit meiner Vergangenheit abschließen. Ich weiß also, was möglich ist.“
Und was für weitere Folgen hat der sexuelle Missbrauch? Wie wirkt sich eine solche Erfahrung auf das alltägliche Leben aus?
„Das kommt ganz auf das Alter und die soziale Situation an. Nehmen wir als Beispiel eine Frau in einer Partnerschaft. Sie wird nach Feierabend von einem Kollegen vergewaltigt, er ist ihr Vorgesetzter. Dann wird sie wahrscheinlich zuhause zunächst einmal stundenlang duschen. Sie kann nicht über das Geschehene sprechen, will ihren Partner nicht belasten und versucht, das Ganze mit sich selber auszumachen. Also schweigt sie und frisst das Geschehene in sich hinein. Was passiert dann? Wahrscheinlich will sie nicht mehr mit ihrem Partner schlafen, vielleicht entwickelt sie einen Duschzwang und eine Depression, sie ist nicht mehr leistungsfähig auf der Arbeit, wird schreckhaft, verliert den Glauben an sich selber, verschließt sich immer mehr. Sie trifft sich nicht mehr mit anderen, will alleine sein, mag nicht angefasst werden. Sie rastet plötzlich schneller aus, wird vielleicht sogar handgreiflich gegenüber ihrem Partner oder ihren Kindern – was sie vorher von sich überhaupt nicht kannte. Und vieles mehr.
Aber: Jede Frau reagiert anders, verarbeitet die Geschehnisse anders. Mit Sicherheit gibt es auch welche, die sofort zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Das hängt oft auch von der Kindheit ab und davon, wie gestärkt die Frau ist. Hat sie ein Urvertrauen entwickeln können? Hat sie gute soziale Bindungen? Ist dies der Fall, wird sie besser mit den Geschehnissen umgehen können.“
Was ist Ihre persönliche Motivation, mit traumatisierten Frauen zu arbeiten?
„Ich möchte anderen Frauen helfen, ihnen nicht nur Hoffnung und neuen Mut geben, sondern ihnen zeigen, was ich selber alles geschafft habe und ihnen sagen, dass sie das auch schaffen können. Ich helfe ihnen also, weil ich selber weiß, wie es geht, wie der Weg ist. Jede Frau hat es verdient, wieder lachen zu können, selbstbestimmt zu sein, ein gutes Leben zu führen, Lebensfreude zu empfinden und das Beste aus ihrem Leben zu machen. Ich helfe ihnen dabei, wieder nach vorne zu schauen und aus der Opferrolle herauszufinden. Und ich möchte auch etwas Gutes für die Gesellschaft tun.“
Was möchten Sie diesen Frauen mit auf den Weg geben?
„Sie sollen bitte nicht alles glauben, was vorherrschend in der Öffentlichkeit behauptet wird. Es gibt so viele neue Techniken – sie sollten offen dafür sein, selbst wenn sie schon vieles ausprobiert haben, was nicht geholfen hat. Sie sollen bitte nicht aufgeben!
Viele denken, dass nur die von der Krankenkasse bezahlten Verfahren von Psychologen und Psychotherapeuten zielführend sind. Dadurch lassen sie aber einen großen Schatz an alternativen Methoden ungenutzt, die genauso ihre Berechtigung haben, die Selbstheilungskräfte und das Leid zu mildern und zu verkürzen.
Mittlerweile gehen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in der Traumaforschung davon aus, dass die emotionalen Folgen eines Traumas – wie in der klassischen Gesprächstherapie üblich – nicht allein durch Sprache aufgelöst werden kann. Dies ist nicht möglich. Man muss die Sprache durch körperliche Arbeit, körperliche Reize ergänzen, um die Folgen wirklich aufzulösen und mit den einschneidenden Erfahrungen wirklich abschließen zu können.
Manchmal liest man auch, dass nur die Technik entscheidend ist. Dabei ist der- beziehungsweise diejenige, die sie anwendet mindestens genauso wichtig. Problematisch wird es, wenn Therapeuten selbst eigene Traumata nicht aufgearbeitet haben und dadurch bei der Behandlung durch die Äußerungen der Klientin getriggert werden und damit nicht umgehen können. Wenn sie Techniken nicht korrekt anwenden, wird sich definitiv nicht das erwünschte Ergebnis einstellen. Es ist mitentscheidend, dass die Technik absolut korrekt, gewissenhaft und exakt angewendet wird und der Anwender nicht selbst belastet ist. Zudem haben Therapeuten einen besseren Zugang zur Klientin, wenn sie eine ähnliche Erfahrung selbst erlebt haben, diese gelöst haben und dadurch das Trauma der Klientin besser verstehen.“
Shobha, vielen Dank für das Interview. Sie hatten ja vorhin schon gesagt, dass Sie ein Coaching-Programm für Frauen anbieten. Wenn nun Frauen mit Ihnen arbeiten wollen, wie können sie die Zusammenarbeit mit Ihnen starten? Und: An wen richtet sich das Programm?
„Ja, das stimmt. Ich habe meine geballte Erfahrung aus all dem, was mir selbst geholfen hat, mit meinen Erlebnissen abzuschließen und natürlich auch was meinen Klientinnen geholfen hat, in einem Coaching-Programm vereint. Das Programm richtet sich an Frauen, die sexuelle Gewalt erleben mussten und unter den Folgen leiden. Wer Hilfe in Anspruch nehmen möchte, mit den eigenen Erfahrungen abzuschließen oder jemanden kennt, die derartige Unterstützung benötigt, darf gerne einen Termin für ein erstes kostenfreies Gespräch hier auf meiner Website vereinbaren. Bei Fragen kann man mich auch gerne auf Facebook kontaktieren.“
Das Gespräch führte Sophie Martin und erschien zuerst auf ihrem Blog findcomfortinchocolate.
Meine Story – Wie ich sexuellen Missbrauch erlebt und mein Trauma gelöst habe
Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, was für schwerwiegende, psychische Folgen sexueller Missbrauch haben kann. Aus diesem Grund möchte ich hier an dieser Stelle meine eigenen Erfahrungen mit sexueller Gewalt teilen, um betroffenen Frauen den Mut zu geben, ihre Stimme zu finden und ihre Traumata nicht länger mit sich alleine auszumachen…